In europäischen Seen und Flüssen schwindet die Artenvielfalt: Viele Fische, Muscheln und Schnecken sind gefährdet. Umweltverschmutzung, Überfischung und eingeschleppte Arten bringen sie an den Rand des Aussterbens. Doch auch an Land ist die Lage bedrohlich.
Brüssel - Die EU-Kommission meldet "alarmierende Verlustzahlen" für Tier- und Pflanzenarten in Europa. Besonders schlecht steht es demnach um die Süßwasserfische sowie Schnecken, Muscheln und andere Weichtiere. Die Zahlen zeigten, "dass die europäischen Süßwasserökosysteme in der Tat ernsthaft bedroht sind und dringend Erhaltungsmaßnahmen erforderlich sind", warnte Annabelle Cuttelod von der Weltnaturschutzunion (IUCN), die jährlich die Rote Liste der gefährdeten Arten veröffentlicht. Für die europäische Ausgabe wurde den Angaben zufolge mit rund 6000 Arten ein "erheblicher Teil" der in Europa heimischen Fauna und Flora untersucht.
Verschmutztes Wasser, Überfischung und das Einschleppen fremder Arten sind laut IUCN für den Rückgang der im Wasser lebenden Arten verantwortlich. In der Roten Liste sind 37 Prozent der Süßwasserfische als "gefährdet", "stark gefährdet" oder "vom Aussterben bedroht" eingestuft. Bei den in Flüssen und Seen lebenden Weichtieren sind es sogar 44 Prozent. Besonders stark betroffen ist beispielsweise der Stör: Sieben der acht europäischen Arten sind demnach "stark gefährdet".
Des Weiteren gelten 23 Prozent der Amphibien und 19 Prozent der Reptilien als gefährdet. Jede fünfte an Land lebende Weichtierart ist den Daten zufolge bedroht, ebenso 15 Prozent der Säugetierarten und 13 Prozent der Vögel. Rund 26 Prozent der Gefäßpflanzen - das sind alle Pflanzen außer den Moosen - werden auf der aktuellen Roten Liste ebenfalls als bedroht eingestuft.
Erfolge für den Artenschutz
Dank Schutzprogrammen gebe es aber auch einige positive Entwicklungen, berichtet die Organisation. So gilt Centranthus trinervis, eine auf Korsika beheimatete Spornblumenart, nicht mehr als "stark gefährdet", sondern nur noch als "gefährdet". Auf der portugiesischen Insel Madeira erholte sich der Bestand an Land lebender Schnecken, seit die Zahl von Ziegen und Ratten schärfer kontrolliert wird. "Das sind ermutigende Fälle, die die positive Wirkung von Schutzprogrammen demonstrieren", sagte Jean-Christophe Vié, Vizechef der IUCN.
Erst kürzlich hatte die Naturschutzorganisation eine aktualisierte Fassung der weltweiten Roten Liste präsentiert, die rund 61.900 Arten umfasst. In ihr sind 5689 als "stark gefährdet" eingestuft, als "gefährdet" gelten 10.002.
wbr/dpa/AFP
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